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"Der Staat ist gegen Scientology gefordert"

Die Hamburger Sektenspezialistin Ursula Caberta fordert mehr Einsatz der staatlichen Behörden

VON PETER KNECHTLI

Auch die Schweiz müsse eine auf Scientology spezialisierte Stelle schaffen und gegenüber einer Infiltration der Wirtschaft mehr Sensibilität entwickeln. Dies forderte die staatliche Hamburger Sekten-Spezialistin Ursula Caberta nach Ihrem Auftritt in Basel.

Wie stark ist die Schweiz durch Scientology unterwandert?

Ursula Caberta: In der Schweiz ist die Diskussion über Scientology ziemlich weit fortgeschritten, so dass viele Leute wissen, was hinter dieser Organisation steckt. Ich könnte mir aber vorstellen, dass im Schweizer Wirtschaftsbereich die notwendige Sensibilität noch nicht da ist.

Die Wirtschaftselite als Scientology-Bastion?

Caberta: In Deutschland hat anfänglich auch keiner beachtet, was in der Wirtschaft mit Scientology eigentlich los ist. Auch in der Schweiz, so wenigstens mein Eindruck, hat sich dieses Bewusstsein noch nicht richtig durchgesetzt. In Deutschland ist die Wirtschaft inzwischen hellwach. Das heisst aber nicht, dass das Problem damit erledigt ist.

In Basel ist jetzt eine gesetzliche Grundlage in Vorbereitung, die Anwerbung durch Psycho-Sekten auf öffentlichem Grund verbietet. Finden Sie das eine gute Lösung?

Caberta: Mit Verboten habe ich meine Probleme. Man kann Meinungsfreiheit nicht verbieten. Sicher aber müssen die bestehenden Gesetze konsequent angewendet werden. Ich interpretiere den politischen Willen so, dass sich die Scientologen mit belästigender Werbung nicht weiter ausbreiten können.

Scientology behaupt, eine Religion und kein wirtschaftliches Unternehmen zu sein.

Caberta: Wer Scientology als Religion oder Kirche darstellt, schmeisst Nebelbomben. Religion ist nur Tarnung für eine gefährliche, extremistische Ideologie. Scientology ist eine neue Form des politischen Extremismus.

Was müssen die Schweizer Behörden tun?

Caberta: Der Staat ist gefordert und ich kann nur empfehlen, dass sich seine Organe sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen. Die Aufklärung kann nicht privaten Initiativen und Privatleuten überlassen bleiben. Die entscheidenden Gerichtsprozesse werden vom Staat gewonnen und nicht von Privatleuten. Den staatlichen Verwaltungen muss klargemacht werden, dass es nicht um irgend ein Spiel geht. In Hamburg haben wir die Leute geschult. So mussten beispielsweise Betriebsprüfer erkennen lernen, wann sie sich in einer Firma bewegen, die der Scientology zugehörig ist.

Als staatliche Beauftragte reden Sie öffentlich in einem Mass Klartext, wie es in der Schweiz nicht vorstellbar ist.

Caberta: In Deutschland gibt es das Mandat, wie ich es ausübe, auch nur in Hamburg. Aber wir sind bundesweit tätig und unsere Arbeit wird in allen Bundesländern sehr intensiv begleitet. An die verantwortlichen Schweizer Behörden kann ich nur den dringenden Appell richten, eine ähnliche Stelle auch in einem Kanton oder in einer Stadt einzurichten.

Macht Ihr Beispiel in andern Bundesländern Schule?

Caberta: Ja, es gibt inzwischen auf Verwaltungsebene bis hin zur Bundesregierung einen guten Austausch, besonders Bayern und Hamburg arbeit eng zusammen. Eine Entscheidung wie jene der Innenministerkonferenz über die Beobachtung von Scientology durch den Verfassungsschutz konnte nicht ohne Zusammenarbeit mit andern Bundesländern zustande kommen.

In Basel exponiert sich Grossrätin Susanne Haller gegen Sekten-Umtriebe auf öffentlichem Grund. Ist es nicht auch bezeichnend, dass Frauen solch schwierige Jobs machen?

Caberta: Frauen sind mutiger.

Stehen Sie unter Druck?

Caberta: Unter Druck stehe ich nicht, aber es läuft natürlich dauernd etwas, Privatdetektive sind hinter einem her, bis hin zu Morddrohungen. Das ist nicht immer witzig, aber das weiss man ja, wenn man so einen Job übernimmt.

Haben Sie Bodyguards?

Caberta: Nein, um Gottes Willen! Ausserdem: Wenn mir etwas passiert, weiss ja jeder, wer's war.

SCIENTOLOGY WILL IN BASLER DROGENHILFE MITMISCHEN
BASEL PLANT GESETZ GEGEN STRASSENMISSION

16. März 1998

ECHO

Frau Caberta benutzt in diesem Interview wortgewaltige Phrasen, um Angst und Hass zu schüren und emotionale Reaktionen zu erhalten. Es kann zum Beispiel von einer Infiltration der Wirtschaft nicht die Rede sein, wenn sich einzelne Scientologen privat in der Wirtschaft betätigen, sei es mit einem Laden, mit einer Treuhand-, Immobilien- oder sonstigen Firma. Oder unterstellt man einem protestantischem Notar religiöse Beeinflussung bei der Beurkundung von Verträgen?

Ebenso ist völlig unklar, was überhaupt mit einer Unterwanderung der Wirtschaft gemeint ist. Dieser Begriff wird gewöhnlich im Spionagebereich verwendet, wo ein Staat einen Spitzel in ein anderes Land schickt, um dort Informationen einzuholen. Diesen Begriff im Zusammenhang mit Scientology zu verwenden, ist völlig abwegig. Scientologen arbeiten nicht im Untergrund oder verdeckt. Sie teilen ihre Religionszugehörigkeit mit, wo dies erforderlich ist, laufen aber auch nicht mit einem Schild mit der Aufschrift "Scientologe" herum. Es gibt auch keinen Anlass, dass Scientologen, von wem auch immer, versuchen, geheime Informationen zu erhalten. Den Begriff Unterwanderung zu benutzen, ist also nur ein Versuch, die Kirche und ihre Mitglieder in ein schlechtes Licht zu rücken.

Wohlmöglich spielt Frau Caberta mit ihren Äusserungen auf eine Gruppe mit dem Namen WISE (World Institute of Scientology Enterprises) an. WISE betreut weltweit Firmen, die erfolgreich Scientology-Techniken im weltlichen Bereich anwenden. Es werden Grundlagen zum Thema Kommunikation, Administration, Planung oder Führung von Mitarbeitern vermittelt, also alles rein weltliche Themen. WISE selbst ist unabhängig von der Kirche und nicht religiös. Man würde vom Verband der katholischen Unternehmer auch nicht erwarten, dass er Gottesdienste für seine Mitarbeiter organisiert.

Wer hier extrem denkt und argumentiert, ist Frau Caberta selbst. Sie schürt Angst und behauptet sogar, sie würde bedroht und bespitzelt. Dagegen verschweigt sie ihre dubiosen Aktivitäten mit einem amerikanischen Scientology-Gegner, von dem sie sich heimlich 75.000 USD auszahlen liess, der Hamburger Senat hatte alle Hände voll zu tun, um einen Korruptionsskandal zu vermeiden. Ob solch eine Staatsangestellte auf Dauer tragbar ist, will man glaubwürdig auftreten, das sollte die Hamburger Behörde selbst entscheiden.

Annette Klug
Pressesprecherin
Scientology Kirche Basel
(8. Februar 2005)

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