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Sex-Ermittler verlieren bald den Ueberblick

Internet als Symptom: Fachleute diskutieren die sexuelle Ausbeutung von Kindern

Gegenüber sexueller Gewalt an Kindern wächst die öffentliche Sensibilität. Aber die Strafverfolgugnsbehörden sind personell häufig überfordert, wie am Mittwoch eine nationale Tagung in Basel zeigte.

Die Basler Staatsanwältin Judie Melzl, Anklägerin von Fällen sexueller Gewalt, nahm an der überaus gut besuchten Tagung kein Blatt vor den Mund: Aufgrund von Gesprächen mit andern Behörden und Kinderhilfsorganisationen sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch in Basel und in der Schweiz die Kinderprostitution Einzug halte. Vielleicht gebe es bereits solche Dirnen, "und weder wir noch die Fahndungsbeamten wissen etwas davon".

Die letzthin bekannt gewordenen Fälle von Kinderschändung in Belgien, der aus Basel betriebene Handel mit Internet-Kinderpornografie oder "pädosexuelle" Uebergriffe (Melzl sprach bewusst nicht von pädophil) hätten zwar Bewusstsein für eine bisher verdeckte Form der Kriminalität geschaffen. So seien in Basel vor drei Jahren 31 Fälle von sexuellen Handlungen zur Anzeige gebracht worden; zwei Jahre später habe sich die Zahl auf 62 verdoppelt.

Dass aber immer noch eine riesige Dunkelziffer besteht, führte Melzl nicht nur auf die Angst von Kindern und Müttern zur Anzeigestellung zurück. Vielmehr beriefen sich Therapeuten und Lehrer, die von sexuellem Missbrauch erfahren, teilweise auf ihr Berufsgeheimnis: Eine Anzeige könne dazu führen, dass eine intakte Familie auseinandergerissen werde; auch dürften sie das in sie gesetzte Vertrauen nicht missbrauchen dürften, laute die jeweilige Begründung.

Als Hauptgrund dafür, dass sexuelle Gewalt an Kindern häufig nicht durch vorzeitige Ausserverkehrsetzung der Wiederholungstäter verhindert werden kann, nannte Melzl die personelle Besetzung der Strafverfolgungsbehörden. Zwar hat Basel-Stadt seit Beginn dieses Jahres eine fünfköpfige Fachgruppe "Sexualdelikte" im Einsatz, doch nach Melzls Angaben ist die Gruppe angesichts der Komplexität der Ermittlungen heute schon hoffnungslos überlastet. Im Bereich der Prostitution liefen die Fahndungsbeamten Gefahr, den Ueberblick zu verlieren.

Noch schwieriger sei es in diesem dunklen Gewerbe, an die Drahtzieher heranzukommen. Melzl: "Es ist für uns frustrierend, nur diejenigen Delikte untersuchen zu können, die aufgrund einer Anzeige bekannt werden, und dabei zu wissen, dass schwerwiegende Verbrechen begangen werden, denen wir mangels genügendem Personal nicht nachgehen können."

An der Tagung, von der Basler Staatsanwaltschaft veranstaltet, sprachen ausserdem verschiedene Fachleute des Bundes und der Kantone. Steffen Grimm vom Bayrischen Landeskriminalamt in München, machte dem Publikum mit Bilddokumenten die Dimension von Kinderpornographie und Kinderprostitution im Internet bewusst.

25. März 1998

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(c) by Peter Knechtli