Basler SP-Politiker kaltgestellt

Späte Trennung von pädophilem Fraktionsgenossen

Die SP-Fraktion des Basler Grossen Rates hat einen Genossen ausgeschlossen, der sich an Buben sexuell verging. Der Fall ist noch nicht ausgestanden.

Der 31jährige SP-Politiker Thomas Barth war am 17. Juli verhaftet worden, nachdem er sich diesen Sommer an drei Buben im Alter zwischen neun und zwölf Jahren sexuell vergangen hatte. Weitere Delikte schloss die Staatsanwaltschaft ebenso wenig aus wie "Fortsetzungsgefahr", so dass Barth - geständig - während mehr als zweieinhalb Monaten in Untersuchungshaft sass.

Die SP-Fraktion, die am 25. August Barths Mitgliedschaft sistierte, war sichtlich bemüht, den delikaten Fall in Würde abzuwickeln. Sie setzte eine Arbeitsgruppe ein und führte mit Barth ein Gespräch in der Hoffnung, ihn zum freiwilligen Rücktritt aus dem Grossen Rat zu bewegen - erfolglos: Jetzt schlossen ihn die Abgeordneten mit 32 gegen eine Stimme per sofort aus der Fraktion aus.

Grund: Der pädophile Politiker ("ein kleiner Fehler") hatte sich laut Gesprächsführer Peter Aebersold "uneinsichtig" gezeigt und erklärt, er "bereue nichts". Dies sei der Arbeitsgruppe "sehr sauer aufgestossen" und für ihren Antrag auf Ausschluss ausschlaggebend gewesen.

Der Fall Barth hat der SP in den letzten Monaten etliche Negativ-Schlagzeilen beschert. Dem Betroffenen schienen aber die volle Namensnennung und die Publizität nicht ungelegen zu kommen: Er will, als erklärter Alleingänger, Mitglied des Kantonsparlaments bleiben. SP-Politiker, die zu Barth das Gespräch gesucht hatten, stellten bei ihm ein "Sendungsbewusstsein" fest: "Er hat gedroht, er werde uns bekämpfen."

Barth ist derzeit noch SP-Mitglied, bestätigen Parteiexponenten unter Berufung auf das "grosse Spektrum" der internen Positionen. Sollte Barth in seinem Märtyreranspruch aber wirklich offensiv gegen die SP Position beziehen, müsse laut Aebersold auch der Parteiausschluss in Betracht gezogen werden.

Vorerst hat Barth das Wort: Er will heute Mittwoch im Grossen Rat eine persönliche Erklärung abgeben. Barth, der seine Verfehlung als "Einzelfall" darstellt, zu unserer Zeitung: "In einem Jahr wird man diesen Fall ganz anders beurteilen."

11. November 1997

 

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(c) by Peter Knechtli