50'000 Franken für jüdischen Flüchtling

Basel entschuldigt sich für Auslieferung an Gestapo

Der ehemalige jüdische Flüchtling Eli Carmel erhält vom Kanton Basel-Stadt 50'000 Franken: Damit entschuldigte sich die Regierung dafür, dass er 1939 von Basler Polizeibeamten nach Deutschland ausgeliefert und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurde.

Der heute 81jährige Eli Carmel, der damals Hans Weinberg hiess, reiste im Juni 1938 mit österreichischem Pass und Touristenvisum in die Schweiz ein, um in Zürich und Genf seine Emigration nach Palästina vorzubereiten. In Basel geschah am 25. Oktober 1939, was die heutige Regierung "tief betroffen machte und schockierte" (so Regierungspräsident Ueli Vischer): Um sechs Uhr morgens wurde er im Hotel Metropol von Basler Polizeibeamten verhaftet und nach Lörrach an die Gestapo abgeschoben, die ihn einige Tage später ins KZ Sachsenhausen verfrachtete.

Der Vorfall wurde durch die "WochenZeitung" publik, nachdem sich Eli Carmel im Zusammenhang mit dem Fall Grüninger an den St. Galler Rechtsanwalt und Nationalrat Paul Rechsteiner gewandt hatte. Auf seine Intervention hin hat Basel jetzt offiziell reagiert.

In einem Schreiben an Carmel, der im Herbst 1940 dank einem von seinen Eltern beschafften Touristenvisum für Shanghai aus Sachsenhausen freikam und seit Jahrzehnten in Israel lebt, entschuldigt sich die Basler Regierung jetzt in aller Form für die damalige Ausschaffung. Im Sinne einer Wiedergutmachung lässt sie Eli Carmal den Betrag von 50'000 Franken zukommen. Carmel ist laut Staatsschreiber Robert Heuss mit dieser Lösung einverstanden und wir in absehbarer Zeit in Basel erwartet.

Wie sich zeigt, hatte die Basler Polizei den Flüchtling - entgegen ihrer sonstigen Praxis - einem brutalen Schicksal ausgeliefert: Laut vorliegenden Dokumenten hatte die Eidgenössische Fremdenpolizei noch am Morgen der Grenzüberstellung nach Basel telefoniert, die Ausschauffung sei aufgeschoben und Weinberg sei nach Genf zurückzuführen. Entgegen dieser Anweisung lieferten die Basler den Wehrlosen an die Deutschen aus.

23. September 1997

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(c) by Peter Knechtli