Basler Zeitungs-Monopol fast kein Thema mehr 20 Jahre nach der ersten grossen Zeitungs-Fusion der Schweiz VON PETER KNECHTLI Bevor am 31. Januar 1977 die erste "Basler Zeitung" (BaZ) erschienen war, stand Basel während Wochen unter Schock: Die Fusion der linksliberalen "National-Zeitung" aus dem Verlagshaus der Familie Hagemann mit den bürgerlich-konservativen "Basler Nachrichten" unter dem damaligen Chefredaktor Oskar Reck hatte zu Demonstrationen in der Innenstadt geführt, Gewerkschafter sprachen angesichts vorangegangener Entlassungen von "patriarchalischer Unternehmerwillkür", einzelne frustrierte Leser beklagen heute noch den "Verrat am Liberalismus". Mit der Fusion, machte der damalige Verleger Hans-Rudolf Hagemann geltend, sei er einzig ökonomischen Sachzwängen gefolgt. Heute noch ist die Familie Hagemann als Mehrheitsaktionärin der Ueberzeugung, dass Basel damals nur eine Entwicklung vorwegnahm, der sich auch andere Regionen der Schweiz nicht entziehen könnten. Die Fusion der "Luzerner Neusten Nachrichten" mit dem "Vaterland" in Luzern oder die jüngsten Kooperationen der "Bündner Zeitung" könnten ein Beleg dafür sein, dass die These stimmt. Schiffbruch erlitten auch verschiedene Versuche, dem Basler Pressemonopol die publizistische Stirn zu bieten. So scheiterte das breitangelegte Projekt einer "Neuen Zeitung" ebenso wie die "Blick"-Regionalausgabe an der fehlenden Resonanz, auch das Alternativblatt "Dementi"/"Stadtzeitung" strich die Segel. Wie sich der jüngste Pluralismusversuch mit dem aus sozialdemokratischer Richtung lancierten Periodikum "Faltblatt" entwickelt, bleibt abzuwarten. Seitlich etwas bedrängt wird die "Basler Zeitung" einzig durch die journalistisch selbstbewusste "Basellandschaftliche Zeitung", die gemessen an ihren Ressourcen Beachtliches leistet. Dass die BaZ-Auflage von rund 115'000 Exemplaren seit Jahren nicht mehr wächst, hängt nicht nur mit dem gesättigten Markt zusammen. Einem Teil des Publikums missfällt auch die "Schlafmützigkeit" (so der Berner Medienwissenschafter Roger Blum) vor allem in Teilen der Lokalradaktion. Die fehlende Konkurrenz und die teilweise offene Sympathie für Parteien und Personen behindert Dynamik in der Nachrichtenbeschaffung und Kreativität in Fragestellung, Themenaufbereitung und Präsentation. Dass Regierungsrat Christoph Stutz kürzlich abgewählt wurde, könnte auch mit seiner mehr als wohlwollendenden redaktionellen Begleitung durch die "Basler Zeitung" zusammenhängen: Das Blatt versagte in seiner Rolle als Frühwarnsystem und bestätigte Stutz auf seinem riskanten Pfad. Fazit: Die "Basler Zeitung" hat sich als wirtschaftlich starkes Produkt etabliert, an dem kaum ein Grossinserent vorbeikommt. Der spannendste Dialog findet sich auf ihrer Leserbriefseite: Zur Verbesserung des vielbeklagten Klimas ist in der wirtschaftlich trotz allem prosperierenden Stadt noch viel zu tun. 3. Januar 1997 |
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© by Peter Knechtli