Telecom PTT will in Deutschland Markt verdoppeln

Verhandlungen über Joint Venture mit baden-württembergischen Stromversorgern

Die Telecom PTT geht jetzt auch über die Grenze in die Offensive: Laut einem "Bilanz"-Bericht will der staatliche Schweizer Telefonie-Anbieter das deutsche Bundesland Baden-Württemberg erschliessen.

Telecom-Sprecherin Elisabeth Weyermann bestätigte der SonntagsZeitung, dass seit längerer Zeit Verhandlungen mit den beiden grössten Energieversorgungs-Unternehmen Baden-Württembergs, dem Badenwerk und der Energieversorgung Schwaben (EVS), im Gange seien. Bis nächsten Frühling, so ist geplant, sollen die Verhandlungen zum Abschluss kommen.

Ziel der Gespräche ist eine massive Erweiterung des Versorgungsgebiets durch die Telecom PTT im Hinblick auf die bevorstehende europäischen Liberalisierung der Telekommunikation im Jahre 1998. Wie das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" in seiner neusten Ausgabe berichtet, ist die Installation eines Netzes geplant, das der Schweizer Telecom auf einen Schlag eine Marktverdoppelung bringen würde.

Das angestrebte Joint Venture sieht vor, dass die deutschen Partner das Netz und die Telecom ihr Know how einbringen. Laut Angaben von Elisabeth Weyermann ginge es technisch darum, "die bereits vorhandenen Stromnetze telefoniefähig zu machen". Attraktiv aus Sicht der deutschen Partner dürften vor allem die technischen Qualitäten der Schweizer Telefonanbieter sein.

Nachdem die Telecom mit Blue Windows schon die schweizerische Nummer eins der Internet-Anbieter werden will, ist der Vorstoss nach Deutschland nur ein weiteres Beispiels dafür, wie offensiv sich der Schweizer Carrier auf die Liberalisierung im Jahr 1998 vorbereitet. Laut Telecom-Generalsekretär Jürg Eberhart ist "der ganze süddeutsche Raum eine der Optionen, die wir anschauen". Aehnliche Sondierungen dürften auch Richtung Frankreich und Oesterreich, vor allem aber auch Richtung Norditalien erfolgen.

Die grenzüberschreitende Heimmarkt-Erweiterung ist Teil einer vierteiligen Internationalisierungs-Strategie der Schweizer Telefongesellschaft. Schon 1993 verband sie sich mit den Schwesterunternehmen von Schweden, den Niederlanden und später auch Spanien zum internationalen Joint Venture "Unisource", die in einer Allianz mit AT&T auf den wichtigen europäischen Märkten Anteile gewinnen will.

In Tschechien unterstützt die Telecom zusammen mit der niederländischen Schwestergesellschaft (Anteil: 27 Prozent) das privatisierte Telekommunikationsunternehmen SPT. Im besonders wachstumsträchtigen Markt der Mobilkommunikation ist Telecom zu je 30 Prozent am indischen Unternehmen Sterling Cellular und am malaysischen Anbieter Mutiara beteiligt. Sprecherin Elisabeth Weyermann: "Wenn wir nicht internationalisieren, dann können wir 1998 den Laden zumachen."

21. September 1996

Zurück zu Wirtschaft
Zurück zur
Hauptseite

(c) by Peter Knechtli