Interims-Job als Geldverteiler

Leitung des 100-Millionen-Fonds besetzt / Bisher wenig Interesse an Spin-offs

Jetzt ist es offiziell: Ciba-Konzernleitungsmitglied François L'Eplattenier und Max Kaufmann, Sekretär der Sandoz-Geschäftsleitung, führen den Fusions-Fonds von Novartis in Höhe von 100 Millionen Franken. Die Nachfrage nach flüssiger Starthilfe hält sich allerdings in Grenzen.

Mit der Besetzung der massgeblichen Posten wurden zwei Manager betraut, die im neuen Organigramm der Novartis bisher nicht auftauchten. Als Fonds-Präsident wird François L'Eplattenier (57) eingesetzt. Er ist eines von zwei Mitgliedern der Ciba-Konzernleitung, die durch die Fusion über die Klinge springen müssen. Vollamtlicher Leiter des Fonds - firmeninternen Quellen zufolge eine "anspruchsvolle Management-Aufgabe" - wird Max Kaufmann (50), bisher Sekretär der Sandoz-Geschäftsleitung.

In einem Interview mit der Ciba-Zeitung erklärte Kaufmann, der Fonds sei noch nicht aktiv und "zahlreiche Details" noch Gegenstand von Abklärungen. Dazu gehörten die Bestellung eines Aufsichtsgremiums, die Erarbeitung von Richtlinien und Reglementen und die definitive Namensgebung.

Die jetzt bereitgestellten 100 Millionen Franken - Gewerkschaften und Sozialpolitiker hatten 500 Millionen gefordert - sollen als Starthilfe die wirtschaftlichen Folgen der Fusion von Ciba und Sandoz lindern: Etwa 70 Millionen Franken sollen für Firmengründungen, rund 30 Millionen für Umschulung eingesetzt werden.

Als mögliche Hilfeleistungen nannte Kaufmann Bürgschaften, Zinskostenbeiträge, Darlehen oder Eigenkapitalzuschüsse. Unterstützt werden sollen erfolgversprechende Projekte mit hoher Wertschöpfung, die "neue Arbeitsplätze in technologisch anspruchsvollen Bereichen" versprechen - vor allem Neugründungen im Bereich der Biotechnologie und "anderer Zukunftstechnologien". Allerdings müsse das künftige Unternehmen "auch die Marktverhältnisse abgeklärt haben und ensprechende Kundenbedürfnisse ausweisen können", umreisst Kaufmann die anspruchsvollen Bedingungen.

Die vom designierten Novartis-Präsidenten Alexander Krauer angekündigte Unterstützung ist zwar ein Novum in der Schweiz. Beschäftigungspolitisch dürfte sie aber kaum ins Gewicht fallen, zumal sie in Konzerngesellschaften weltweit angeboten wird: Seit Bekanntgabe des Fusionsentscheids am 7. März, räumt Kaufmann ein, sei "noch nichts Konkretes" an Projekten bis zu ihm vorgedrungen. Auch bei der Beratungsstelle des Baselbieter Gewerbeverbandes meldeten sich laut "Basler Zeitung" bisher keine Gesuchsteller.

Weit mehr Erfolg hat der Basler Gewerbeverband, der als neutrale Stelle potentielle Spin-off-Interessenten zur Selbständigkeit ermunterte und sie in Zeitungsinseraten an einen Vertrauensanwalt wies. Nach Angaben von Direktionssekretär Marc Keller wurden dort bisher 38 Projekte angemeldet. "Davon haben wir acht Projekte näher betrachtet, die auf den erste Blick überzeugen." Weitere zehn Vorhaben sollen im Laufe des Sommers untersucht werden. Die Urheber stammen mehrheitlich aus den Novartis-Brautfirmen Ciba und Sandoz.

Auch branchenfremde Akteure versuchten ihr Glück: Ein Bewerber will eine Hängematte importieren, ein anderer sucht 20 Millionen Franken für den Bau eines Kreuzfahrtsschiffs.

21. Juni 1996

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(c) by Peter Knechtli