Novartis: Erster Spin-off perfekt

Ciba- und Sandoz-Kommunikatoren machen sich selbständig

Der erste Spin-off aus der Fusion von Ciba und Sandoz ist perfekt: Mit der "Communications Factory AG" machen sich Kommunikations-Profis der beiden Konzerne selbständig. Ihr grösster Auftraggeber: Chemie-Gigant Novartis.

Die Kommunikationsabteilung von Novartis ist mit ihren 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerade noch einen Drittel so gross, wie es jene von Ciba und Sandoz zusammen waren. Der Grund liegt nicht nur im Verzicht auf Doppelbesetzungen und in der bevorstehenden Verselbständigung der Ciba-Spezialitätenchemie.

Vielmehr plant Novartis, einen beträchtlichen Teil ihrer publizistischen Tätigkeiten auszulagern - in ganz und gar vertraute Hände, die künftig eine selbständige Firma bedienen: "The Communications Factory AG" (Com.Factory) heisst die neue zehnköpfige Agentur, bestehend aus ehemaligen Ciba- und Sandoz-Spezialisten.

Es ist der erste Spin-off seit Bekanntgabe der Fusion im März dieses Jahres. Damals stellte der künftige Novartis-Präsident Alex Krauer einen Fonds in Höhe von 100 Millionen Franken in Aussicht, der unter anderem auch als Starthilfe für Neugründungen zur Verfügung steht.

"Erster Arbeitstag war der 18. November", erinnert sich Präsident Jacques Reiner (54) gegenüber der SonntagsZeitung; beim Eröffnungsapero am Freitag herrschte aufgeräumte Stimmung. Domiziliert ist die Firma mit einem Aktienkapital von 180'000 Franken in einem Lagerschuppen im Rheinhafen St. Johann, der Sandoz gehört.

Im dreiköpfigen Verwaltungsrat sitzen die beiden Ciba-Männer Jacques Reiner (digitale Netzwerke, Event-Management und Kommunikationstraining) und Henner Lappe (offizielle Berichte und Corporate Identity Management) sowie Sandoz-Spezialist Hans Haldemann (Grafik, Design und Event-Management). Alle drei waren in ihren Firmen Abteilungsleiter im Kommunikationsbereich.

Firmenzweck ist die Entwicklung und Realisation moderner Kommunikationsmittel wie Internet, Intranet, CD-ROM und Kommunikationstraining. Gleichzeitig wird Com.Factory aber auch ganze Bilanz-Pressekonferenzen und Generalversammlungen organisieren, offizielle Berichte erstellen und als Beraterin für Unternehmenskommunikation auftreten. Firmenpolitische Statements jedoch bleiben Sache der Novartis-Kommunikation.

Nach bisherigen Berechnungen soll Com.Factory im ersten Jahr 2,5 Millionen Franken Netto-Umsatz erzielen. Als Hauptkunde steht für die ersten zwei bis drei Jahre Novartis fest. "Aber wir suchen sehr schnell nach weiteren Standbeinen", sagt Chef Reiner. Dabei denkt der promovierte Chemiker und "sehr grosse Computerfreak" (Selbsteinschätzung) an die Ciba-Spezialitätenchemie, die sich in den nächsten Monaten verselbständigt. Kontakte seien aber auch schon zu englischen Computerfirmen und deutschen KMUs geknüpft.

Laut Reiner darf die Auslagerung auf Mittel des Novartis-Fonds zählen. Fonds-Präsident Franæois L'Eplattenier habe positive Signale gegeben. Zur Diskussion stehe ein sechsstelliger Betrag, vor allem aber auch eine Bankgarantie, die günstige Kredite ermöglichen soll.

6. Oktober 1996

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(c) by Peter Knechtli